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Aus dem Schulleben
 

Die Vorbereitungsphase

Bevor den Kindern der Schulzuwachs offenbart wurde, sollte der Unterrichtsraum umgeräumt werden, um Kindern und Hundekind mehr Platz zu schaffen. Aber auch, um dem Hundekind einen besseren und auch kinderunzugänglichen Rückzugsraum zu bieten.

Der Raum gewann so zeitgleich auch mehr an Licht und eine zusätzliche Sitzmöglichkeit fand auch Einzug (später vielleicht auch gut geeignet, damit ein einzelnes Kind dort mit Hund lesen bzw. vorlesen kann).

Lediglich einige weitere Teppichelemente fehlen noch. Hier die Impressionen:

Die Welpenoffenbarung

Zwei Wochen vor Eywas Einzug bei mir erfuhren die Schulkinder vom zukünftigen Schulhundeprojekt "Gemeinsames Lernen mit Hund".

Von einigen meiner SchülerInnen weiß ich, dass sie selbst Hunde Zuhause oder in der Familie haben, andere wünschen sich gerne einen vierbeinigen Begleiter, wieder andere reagieren insgesamt sehr positiv auf Tiere und Hunde und alle haben den nötigen Respekt vor diesen Tieren (was allerdings die Begeisterung nicht schmälert).

Von daher war die Freude über diese Bekanntgabe groß und nach den ersten ungläubigen Blicken kamen dann auch die strahlenden Augen und das Grinsen! :-D

Gleichzeitig wussten sie aber auch, dass dieser kleine Hund, der ja an seinem ersten Schultag noch ein junger Welpe sein wird, ganz besondere Beachtung findet und man sich darauf auch irgendwie vorbereiten müsse. Doch dies wollen die Kinder gerne tun: möchten die Hundesprache erlernen, möchten wissen woher der Hund abstammt, wollen lernen wie man mit einem (jungen) Hund umgeht, wie man sich bei fremden Hunden verhält und welche besonderen Regeln es denn im Umgang mit dem Hundekind (in der Schule) gibt.

Die ersten Hunde-/Welpenlerneinheiten

Unterstützt werde ich bei diesen kurzen Lerneinheiten von einem Co-Lehrer, einem Labrador-Kuscheltier in gelb. Dieser wurde "Casper" getauft.

Wir begannen die erste Lerneinheit mit dem Vorwissen der Kinder. Dieses ist zum Teil sehr breit gefächert und reicht von allgemeingültigen Aussagen bis hin zu vereinzeltem "Fachwissen". Hier ein kleiner Auszug:

  • Man darf Hunde und die Babys von ihnen nicht ärgern, schlagen oder schubsen!
  • Hunde können beißen (wenn sie jemanden angreifen oder Angst haben)
  • Hunde muss man gut füttern
  • Mit Hunden kann man ganz unterschiedlich spielen
  • Hunde müssen raus, wenn sie auf´s Klo müssen
  • Hunde lieben Knochen und brauchen einen schönen Schlafplatz
  • Manche Hunde haben Flöhe oder Zecken
  • Beim Essen soll man Hunde in Ruhe lassen
  • Hunde können selber laufen, man muss sie nicht tragen
  • Hunde darf man dann streicheln, wenn man vorher um Erlaubnis gefragt hat
  • Wenn ein Hund da ist soll man nicht zu laut sein oder schreien
  • Ein Hund kann besser als ein Mensch riechen
  • Hundekinder können am Anfang nichts sehen und hören

Natürlich interessierte mich auch, was die Schülerinnen gerne lernen möchten. Auch hier war querbeet alles an Fragen vertreten.

  • Wie kümmert man sich richtig um einen Hund oder einen Babyhund?
  • Ab wann darf ich richtig mit einem Hund spazieren gehen?
  • Worauf muss ich aufpassen, wenn ich mit Eywa spazieren gehe?
  • Ich möchte wissen, was wir dann mit Hunden spielen können!
  • Ich will wissen ob Hunde und Hundebabys bei Regen und jedem Wetter draußen sind!
  • Was genau essen Hunde?
  • Warum können Hunde so toll riechen?
  • Gehen Hunde auch baden?
  • Wie gut kann ein Hund hören?
  • Wie geht eine Hundegeburt?
  • Warum sind Hundebabys taub und blind?
  • Wie viel kostet ein Hund und seine ganzen Sachen?

So nach und nach werde ich natürlich versuchen, diese und andere Fragen zusammen mit Casper zu beantworten, einige Fakten werden sie aber auch mittels Lesetexte erfahren. Zum anderen wird auch eine Pinnwand im Foyer und vor meinem Klassenzimmer gestaltet. Dort können die Kinder auch außerhalb meines Raumes etwas über Hunde erfahren.

Nach dem Zusammentragen des bisherigen Wissens und der bestehenden Fragen ging es dann um die Abstammung des Hundes.

Wie also wurde aus dem Wolf der treueste Begleiter des Menschen? Hier fand ein kleiner Ausflug in die Steinzeit statt, in der die ersten Wolfswelpen wahrscheinlich von damaligen Menschen aufgenommen und großgezogen wurden und nach und nach domestiziert (gezähmt) wurden. Auch, dass sich daraus inzwischen knapp 300 anerkannte Hunderassen entwickelt haben wurde erwähnt. Und das Vorurteil des "großen, bösen Wolfes" wurde angesprochen, von den Kindern aber selbst als Unfug tituliert (Die sieht man ja nicht, sind in Deutschland fast ausgestorben und laufen vor uns Menschen eigentlich immer weg und sind deshalb nicht von Natur aus böse oder aggressiv!).

Ich muss schon sagen, die Kinder machten das echt toll, sind super aufgeschlossen und motiviert und wissen vor allem, dass sie dann auch Verantwortung übernehmen müssen/dürfen/sollen und Rücksicht auf den Welpen in jedem Bereich von Nöten ist!

Danke an meine SchülerInnen! Ich freue mich schon riesig darauf, weiter mit euch zu lernen und arbeiten!!!

Die Infotafel steht

Damit nicht nur meine SchülerInnen auf Eywa vorbereitet werden, steht nun auch eine Infotafel für die restlichen Kinder im Eingangsbereich der Schule.

Dort finden sie eine grobe Planung vor, ebenso einige Bilder der Welpen, die wichtigsten Regeln im Umgang mit Eywa sowie auch den Briefkasten für die Kleine und Infozettel zum Mitnehmen. Die ersten Reaktionen ließen auch nicht allzu lange auf sich warten: bereits in der Pause kamen die Ersten zu mir und fragten, ob denn wirklich ein Hund zu uns kommt. Natürlich waren auch viele Kinder dabei, die mir einfach nur sagen wollten, dass sie sich darauf freuen und dass die Kleinen ganz süß sind :-D

Die erste Hundelesestunde

Eigentlich wollte ich nach der Abstammung des Hundes vom Wolf ("Und jeder Hund hat noch einen Mini-Wolf in sich! So wie bei manchen Menschen ein Mini-Teufelchen" Zitat Schülerin) in der letzten Stunde heute weitermachen mit den Körperteilen und wie die Körpersprache des Hundes funktioniert und wie wir sie umsetzen können.

Allerdings fanden es die Kinder viiiiiiiiiiiiel interessanter, nach den Körperteilen (an Casper, dem Co-Lehrer gezeigt) und deren Bezeichnung zu erfahren, wie man Hunde denn richtig streichelt und sich ihnen vorher annähert und auf was man dabei aufpassen muss.

Also, Planung geschmissen, kurz überlegt und dann angefangen. Weil Casper ja recht klein ist ("Stockmaß 45cm), hockten wir uns alle auf den Boden und vergrößerten dabei den Kreis ganz deutlich. Einzeln robbten dann die SchülerInnen hin, streckten die Hand vorsichtig zum Schnuppern lassen und strichen dann ganz vorsichtig am Rücken oder der Seite entlang. Damit keiner den Hund von hinten überraschte, mussten wir Casper entweder drehen oder aber die Kinder ein bisschen mehr rumrobben :-D

Das "böse" Streicheln von oben über den Kopf wurde sehr schnell verworfen, als ich einzelnen Kindern zeigte, wie sich das denn anfühlt, wenn man als kleines Wesen unten sitzt und von oben eine Hand fast über die Augen rutscht und dann über den Kopf streichen will. Sind alle zurückgewichen und haben ganz schnell verstanden! SUPER!

Danach ging es dann doch wieder an unser Arbeitsheft. Die Kinder durften die beiden Seiten über die Sprache des Hundes und dessen Körperteile lesen und sich dafür auch mit Casper auf das Sitzkissen zurückziehen. Das war ein Bild für die Götter. Einige gingen mehr als behutsam mit dem Hund um, passten auf und streichelten ganz vorsichtig über den Rücken, während sie (vor)lasen! Einige nahmen Casper zwischen sich beim Lesen und nutzten die Zeit danach zum Kuscheln. Aber alles in Allem gingen sie mit dem Kuscheltier so um als wäre es ein echter Hund. Einfach genial!

Zum Abschluss durften dann die Bilder des Heftes noch etwas gefärbt werden und Casper wurde von einem Kind im Kennel zum Schlafen gelegt ;-)

Post für und von Eywa

Seit Beginn der Vorbereitungsphase mit den Kindern trudeln auch die ersten Briefe an Eywa bei mir ein. Zunächst starteten die 2. Klässler, doch schon sehr bald schlossen sich auch die Größeren an.

Und diese Briefe (viele mit Bildern geschmückt) sind wirklich traumhaft zu lesen und zeigt mit welcher Begeisterung, Vorfreude und Motivation die Kinder jetzt schon dabei sind!

Natürlich erhalten die Kinder auch Antworten auf ihr Geschriebenes, schließlich wollen einige Fragen beantwortet werden und auch Eywa hat Fragen an die zukünftigen "Mitschülerinnen"!

Rein inhaltlich ist bei den Briefen im Übrigen alles dabei: einige schreiben von ihren bisherigen Erfahrungen mit Hunden, erzählen einiges über sich selbst, einige schreiben auch über ihre vorhandenen (kleinen) Ängste und Vieles mehr. Der Hauptinhalt ist jedoch: "Wann kommst du zu uns in die Schule?" "Ich freue mich ganz doll auf dich!" "Du bist ein ganz süßer Hund" und "Ich habe dich jetzt schon lieb!"

 

Hier einige Briefe im Wortlaut:

"Hallo Eywa! Ich freue mich schon, wenn du in die Schule kommst. Da kannst du dich ausruhen, spielen, herumlaufen. In unserer Klasse kannst du uns sogar als Babys sehen. Ich wünsche mir, dass du und deine Mama froh über unsere Schule seid!"

"Hallo Eywa! Ich freue mich, dass du kommst. Vielleicht bist du auch ein bisschen schüchtern? Aber vielleicht freust du dich auch über mein schönes Bild?"

"Hallo Eywa! Ich finde die Post, die du uns geschrieben hast sehr, sehr toll!"

"Hallo Eywa! Wie geht es dir? Mir geht es gut. Hast du Geschwister? Wenn ja, ich auch, aber bestimmt nicht so viele. Ich habe auch deine Fotos gesehen und du bist total süß!"

"Liebe Eywa! Ich mag Hunde sehr und dein Name gefällt mir sehr gut! Danke, dass du bald zu uns kommst!"

"Liebe Eywa! Ich freue mich auf dich und hoffe, dass es dir in der Schule gefällt."

"Liebe Eywa! Ich freue mich, dass wir dich als Schulhund bekommen und ich warte auch schon auf dich!"

"Hallo Eywa, ich bin schon gespannt wie süß du in Echt bist und ich freue mich, dass du bald kommst."

"Liebe Eywa! Bald besuchst du uns in der Schule und dir gefällt es bestimmt bei uns. Und Frau Reinhardt kümmert sich auch ganz gut um dich." (*hach, Honig für das Herzerl*)

"Hallo Eywa, bald kommst du mit in die Schule, denn Frau Reinhardt nimmt dich mit. Weißt du das eigentlich schon?"

"Liebe Eywa, du darfst immer zu uns kommen, wenn du willst!"

"Ich freue mich schon auf dich und bin gespannt, wie groß du dann schon geworden bist!"

 

Einfach nur herzig!